Montag, 2. September 2013

Restzeit in Tajikistan: Schnell nach Dushanbe, Visa und Fanskys

Nach einem kleinen Schaschlik und endlich wieder RC-Cola, machen wir uns auf nach Khorog. Wir sind richtig froh nun endlich wieder die volle Bewegungsfreiheit zu haben, wenngleich die Woche Blockade schon noch etwas nachhängt, es war einfach ziemlich unbefriedigend so festzusitzen ohne zu wissen, wie lange es geht und ohne selbst viel bewirken zu können. In Ishkashim sind wir nun wieder in der normalen Touri-Welt angelangt, noch während wir auf unseren Schaschlik warten, fährt eine Gruppe Motorradfahrer durch, es muss wohl wieder eine geführte Gruppe sein, wie die Holländer, die wir am Abend vor dem Grenzübertritt hier in der Herberge getroffen haben. Zwei deutsche Backpacker warten hier auf eine Mitfahrgelegenheit, sie wollen nach Langar und Murghab, aber per Anhalter. Wir schätzen diese Art der Fortbewegung hier gar nicht, die Leute sind wirklich arm und müssen dennoch für ihre Fahrten mit Minibus und Taxi den gleichen Preis zahlen wie wir, da passen Anhalter nicht so recht ins Bild, zumal das im Pamir immer gängiger wird. Der Himmel ist heute wieder strahlend blau, so dass wir fürchten müssen, dass heute wieder der übliche Talaufwind einsetzen wird. Doch zunächst kommen wir gut voran. Der Plan ist, dass wir nach Möglichkeit ein Taxi oder ein anderes Fahrzeug anhalten um schneller nach Khorog zu kommen, so dass wir schon am nächsten Tag nach Dushanbe fahren können. Wir haben nicht mehr so viel Zeit, und Christian drängt darauf, dass wir noch versuchen ein Turkmenistan-Visum zu bekommen, da er nicht so gerne im kasachischen Aktau festhängen will. Während wir in Sultan-Ishkashim festhingen, bekamen wir eine Mail von dem kanadischen Motorradfahrer, den wir am Akbaitalpass trafen. Er schickte ein Photo und haderte damit, dass er schon eine Woche auf die verflixte Fähre warte, die ihn nach Baku bringen sollte. Das war bislang auch unser Plan, wir hatten das kasachische Visum schon, doch Christian ist des Wartens überdrüssig. So wollen wir mit der verbliebenen Restwoche in Tajikistan noch an das Visum gelangen. Von Alick hören wir noch im Krankenhaus, er hat sich mittlerweile ein Handy besorgt, aber seine Botschaft scheint weniger hilfreich zu sein, so dass er schon am Plan B arbeitet. Die Strecke von Ishkashim nach Khorog ist wieder wunderschön zu fahren, das Tal hat manchmal richtigen Schluchtencharakter. Wir werfen immer mal wieder sehnsüchtige Blicke auf die andere Seite, Christian wollte ja eigentlich gerne dort lang fahren, die Piste wäre mittlerweile durchgehend bis Shugnan gebaut. Die Dörfer schauen wieder recht gepflegt aus und teils ist es grüner als auf unserer Seite. Unsere Spekulation geht leider nicht auf, wir sind erstaunt, dass quasi kein Verkehr auf der Strasse ist, das erste Fahrzeug nach einer Stunde ist voll und auch das zweite Fahrzeug in unsere Richtung eine Stunde später hat keinen Platz. Die chinesischen Kleinstbusse sind mittlerweile recht verbreitet, leider passen dort die Fahrräder fast nicht rein, zumindest wenn noch Passagiere mit sollen. Nach dem Mittag setzt nun auch endlich der Gegenwind ein, gerade in den Schluchtstellen nimmt er teils stürmische Ausmasse an. Zum Glück bläst er nicht so konstant wie sonst, anscheinend hat es einige Verwirbelungen, so dass wir teils sogar Rückenwind abbekommen. Die Strecke ist weiter recht einsam, nur einige kleinere Orte liegen am Weg. Unser Fernziel für heute ist der Abzweig zu den heissen Quellen von Garm Shashma, dort sollte es wieder mehr Verkehr und vielleicht noch ein Taxi nach Khorog haben. Auf der Gegenseite steigt die neue Piste teils deutlich in die Höhe, da hätte es einige Steigungsmeter gehabt. Als wir am Abend am Ort der Abzweigung nach Gharm Shashma angelangen, sind wir enttäuscht, dass es kein Restaurant hat. Nochdazu ist die Hoffnung auf ein Taxi eine Illusion, wir müssten ein eigenes Auto chartern, wie uns der Checkpoint am Ortsausgang erklärt. Dort werden noch schnell unsere Passdaten aufgenommen, da wir Ausländer sind. Doch wir haben Glück, es kommt doch noch einmal ein Jeep vorbei, ein weisser Toyo, also wohl von einer NGO. Wir können ihn stoppen und er nimmt uns gerne mit, die Räder können wir sogar in den Kofferraum verstauen. Der Jeep ist nur mit Fahrer und Beifahrer bemannt, er ist von der Aga Khan Foundation (AKF), also von der guten Fee hier. Sie waren auf Besuch bei den heissen Quellen, da sie ein Projekt anstossen wollen. Der Beifahrer ist Analyst und soll die Evaluation durchführen. Man hofft die Infrastruktur an den Quellen ausbauen zu können um so den Tourismus zu fördern. Als wir unsere Nationalität verraten, lacht der Analyst, ah, ihr seid diejenigen, die mein Chef herausholen musste. Anscheinend ist der Vorfall hier bestens bekannt und der Mann von der Aga Khan Stiftung, der bei uns am Telefon mitgeholfen hat der CEO der Stiftung in Tajikistan. Der Analyst meint daraufhin aber gleich, dass er nächstes Jahr auch gerne mal durch Afghanistan fahren würde. Für ihn wäre das, wenn er sich nicht aufs Wakhan beschränkt aber auch kein ungefährliches Unterfangen. Er ist zwar Tajike, doch emigrierte er während des Bürgerkrieges nach England und hat nun nur die englische Staatsbügerschaft, so wäre er technisch ein echter Ausländer. Wir kommen noch ausführlich ins Gespräch. Sie wollen noch kurz einem Freund Hallo sagen, wir haben nichts dagegen. Der Freund arbeitet auch für die AKF in Dushanbe und ist höchstens einmal im Jahr zu Hause im Pamir. Das wundert uns, denn sein Haus ist wirklich toll gelegen mit einem sehr eindrucksvollen Garten. Das kurze Hallo ist ein kräftiges Understatement, der Freund lässt gross auftischen und so bekommen wir die beste Bewirtung, die wir im Pamir geniessen dürfen. Dina freut sich über all die frischen Sachen aus dem Garten und Christian langt bei Erdäpfeln und Fleisch ordentlich zu. Nach dem Essen fahren wir noch die wenigen Kilometer nach Khorog und werden sogar bis vor die Pamir Lodge gebracht. Obwohl nun schon Ende August ist nimmt der Betrieb an der Pamir Lodge noch nicht ab, es sind wieder viele Radfahrer da. Mit einigen kommen wir ins Gespräch, zwei Österreicher sind im Bartang unterwegs gewesen, sind aber irgendwie enttäuscht vom Pamir, da ihnen Indien wohl besser gefallen hat, z.T. lag das daran, dass sie hier erstaunlicher Weise Probleme mit dem Magen bekommen hatten. Von einem australischen Pärchen bekommen wir noch Tipps für die Weiterfahrt bis in die Türkei. Sie machen uns auch darauf aufmerksam, dass hier eine Gruppe aus Kirgistan ist, welche in den Wakhan reisen will. Neben Kirgisen sind noch zwei amerikanische Ärzte dabei. Auch wenn es spät ist, tauschen wir uns noch eine Weile aus. Sie sind fest entschlossen über die Grenze zu gehen, wenngleich sie nicht wissen, wie sie zurückkommen. Allerdings sind sie recht selbstsicher, dass sie mit ihren lokalen Kontakten alles arangieren können. Es stellt sich heraus, dass auch der Bruder von Gulsat (eine der Kirgisinnen, die mit uns warteten) in der Gruppe ist. Während Dina schon im Bett ist, kann sich Christian noch an eine Radfahrergruppe hängen und beim Mitternachtskaiserschmarn mitessen, was für eine Überraschung hier in Khorog.






Viel Schlaf bleibt leider nicht, da wir noch nach Dushanbe wollen. Eigentlich hatten wir für in der Früh mit James abgemacht, den Organisator der Reise, welche Moritz nun im Wakhan leitet. Er hatte es dann doch nicht riskieren wollen, in den Wakhan zu reisen und nicht wieder herauszukommen, er wäre sowieso nur 2 Tage drüben gewesen, sozusagen als Übergabe. Erst später bemerken wir jedoch, dass geraten wird früh am Taxistand für Dushanbe zu sein. Doch selbst um 7 Uhr ist es wohl zu spät. Als wir gerade rausfahren, schimpft die Gastgeberin noch mit ein paar Tschechen, welche ohne zahlen gehen wollten. Wir treffen sie gleich darauf wieder am Taxistand, da sie auch nach Dushanbe wollen. Mit James haben wir uns zwischenzeitlich auch am Taxistand verabredet, so muss der Café aber leider ausfallen. Am Parkplatz ist schon jede Menge los, doch scheinen schon alle Taxis besetzt zu sein, auch wenn sie leer sind. Auch die Tschechen finden keinen Platz und so warten wir einige Zeit. Für unsere Räder können wir leider nur wenige Fahrzeuge als Taxi verwenden, sie müssen aufs Dach, weshalb es einen Dachgepäckträger braucht. Nun verstehen wir die Österreicher, die gleich ein eigenes Fahrzeug gechartert haben. Auch nach einer Stunde haben wir kein Fahrzeug, doch irgendwann taucht ein Sprinter auf, der jedoch kaum Gepäckraum hat. Die Tschechen entern ihn sofort und wir fragen auch mal an. Der Boy, der den Bus voll kriegen soll, ist nicht abgeneigt und verhandelt mit dem Fahrer. Allerdings müssen wir noch einiges extra zahlen, da unsere Räder auf der hintersten Sitzreihe Platz finden sollen. Zähneknirschrend beissen wir in den sauren Apfel. Es dauert selbstverständlich noch eine Weile, bis wir abfahren können. Damit dürften wir wohl nicht mehr bei Tageslicht ankommen. Christian verzögert aber auch die Abfahrt, da er noch schnell im Basar verschwindet und mit Essen und einer stylischen Pamirimütze zurückkommt. Aber auch hinter Khorog gibt es immer wieder Pausen, es stellt sich heraus, dass die einheimischen Passagiere teilweise nur als Platzhalter mitfahren und 10 km ausserhalb noch weitere Leute zusteigen. Leider haben wir einen sehr engen Platz erwischt, selbst Dinas Beine sind zu lang, um anständig auf dem Stuhl sitzen zu können, man stösst gleich am Vordersitz an. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wäre unsere Idee gewesen einen Teil zu radeln und einen Teil mit dem LKW zu fahren, so wie vor 3 Jahren. Aber wenigstens haben wir nun einen Platz. Die Fahrt geht auf altvertrauten Strassen, Dina kam hier schon zwei Mal durch und Christian drei Mal, doch das Panjtal ist so eindrucksvoll, dass man sicher noch einige Mal mehr durchfahren kann, ohne aufkommende Langeweile. Die Tschechen haben eine Tour im uns gut bekannten Shoqdaratal gemacht und im Anschluss auch noch die Bachor-Schleife. Letztere ist aber wohl ins Wasser gefallen. Entsprechend war die Stimmung nicht die Beste, bzw. der Checker der Gruppe verbreitete Stimmung, während die andern Beiden eher ruhiger waren. Christian vermutete gleich, dass ihre geplante letzte Tour wohl kritisch werden könnte. Nicht alle wollen 2 Tage Fahrt aufwenden um noch einen kurzen Trek in den Fan Mountains zu machen. Die Nacht kommt über uns als wir gerade das Panj-Tal verlassen. Es gibt Neuigkeiten am Pamir-Highway, es wir eifrig gebaut an der Strecke von Khalaikum nach Kulyob, allerdings ist noch kein weiterer Teer dazugekommen. Doch dürfte es in absehbarer Zeit schneller in den Pamir gehen. Obwohl wir nun mitten durch die Nacht fahren, ist an Schlaf nicht wirklich zu denken, man kann ja keine angenehme Ruheposition einnehmen. Wir kommen erst gegen 2 Uhr Nachts in Dushanbe an, Hotelsuche dürfte nun schwierig werden. Die Tschechen lassen sich gleich zum Taxistand für die Fanskys nehmen, der gut 10 km weg auf der anderen Seite der Stadt ist. Bis sie auch wirklich den letzten Somoni aus ihrem Taxifahrer verhandelt haben, dauert es etwas. Wir kratzen derweil die Reste unserer Ausrüstung aus dem Bus. Alles ist völlig eingestaubt, Dina ist gar nicht begeistert. Nun müssen wir aber erst einmal ein Hotel finden. Das erste Hotel das wir ansteuern ist das Vanch, scheint aber nur noch ein Bett im Schlafsaal zu haben. So müssen wir doch auch durch die ganze Stadt fahren, zum Glück hat noch ein Stand offen, der Schaurma anbietet (Kebab in Fladen). Die Polizei ist diesesmal auf der Rudaki ganz friedlich, so können wir ruhig durch die Nacht rollen, bzw. bergaufstrampeln, die Stadt liegt am Fuss der Berge und die Hauptmagistrale Rudaki ist entsprechend geneigt. Zum Glück haben wir schon im Pamir den Tipp bekommen im Adventurers Inn abzusteigen, auch wenn es etwas versteckt liegt, finden wir es ganz gut. Aber mitten in der Nacht ist natürlich alles ruhig und die Türe verschlossen. Wir haben aber grosses Glück, dass noch ein kauziger älterer Reisender aus Österreich die Nacht durchmacht und uns nach zartem Klopfen öffnet. So schlagen wir im Hof noch unser Zelt auf.


Viel Schlaf finden wir nicht, wegen des Visas müssen wir früh raus, Dina übernimmt die Rolle als Antreiberin. Auf dem naheliegenden Basar lassen wir noch unsere Visa für Usbekistan und Aserbaidschan kopieren, Christian vertrödelt noch etwas Zeit mit Bart abrasieren. Das wird wie üblich bei einem Friseur gemacht, bei dem man sich den Bartschneider borgt. So sind wir nicht ganz pünktlich an der Botschaft. Dort warten schon 5-6 Leute, also nicht zu viele. Doch der Prozess ist hier extrem langsam, wie wir noch erfahren. Neben uns wartet noch eine Chinesin, welche für ihre 18-köpfige Gruppe ein Transitvisum will. Sie sind mit Jeeps auf dem Weg von Peking nach Istanbul, den Papierkram haben sie allerdings nicht ganz im Griff und wohl etwas einfache Vorstellungen von so einer Reise. Der Plan war usrprünglich über Kirgistan, Tajikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Iran in die Türkei zu fahren. Da die usbekische Botschaft in Peking schwierig getan hat, und sie daher kein Visum bekamen, haben sie aber umdisponiert und wollten von Tajikistan durch Afghanistan in den Iran. Zum Glück hat da ihre eigene Botschaft nicht mitgespielt. Im Gegensatz zu der afghanischen Botschaft in Khorog will die Botschaft in Dushanbe ein Bestätigungsschreiben des Heimatlandes, dass man ein Visum haben darf. Das haben sie nicht bekommen, so dass sie nun doch noch das usbekische und turkmenische Visum in Dushanbe machen müssen. Es ist erstaunlich, wie langsam der Prozess ist, der Erste der hinein gegangen ist, war nur da um die fertigen Visa abzuholen, doch braucht es über eine halbe Stunde, bis er wieder herauskommt, er wurde wohl vom Botschaftspersonal noch in die Mangel genommen. So braucht es bis nach 12 Uhr bis die restlichen 5 Personen abgearbeitet sind. Wir schaffen es gerade noch so vor Schliessungszeit in die Botschaft, dabei mussten wir unsere Plätze gegen ein paar ältere Damen behaupten, welche nach uns gekommen waren, aber vor uns hinein wollten. Der Konsul ist dann überraschend entgegenkommend. Das Ausfüllen ist schnell getan und mit Hinweis auf unser knappes Tajikistan-Visum meint der Konsul, dass wir auch schon einen Tag früher kommen könnten um das Visum abzuholen. Er hätte auch noch eine Variante gehabt, bei der das Visum an der Grenze ausgestellt wird und wir nur ein Mail von ihm vorweisen würden. Bei allem was wir von dem Land gehört haben, erscheint uns das zu riskant. Wir hätten von ihm aus sogar 7 Tage Transit bekommen, doch wir haben von einem Radfahrer gehört, dessen Visumsdauer an der Grenze von 5 auf 3 Tage reduziert wurde, da den Grenzern der Zeitraum lang genug erschien um durch das Land zu kommen. So bleibt es bei 5 Tagen. Nach dem erfolgreichen Antrag kümmern wir uns noch um die eigene Botschaft, wo wir uns noch bedanken wollen, da wir ja ohne sie noch an der tajikischen Grenze warten würden. So machen wir am Nachmittag noch einen Besuch und bekommen sogar noch einen dicken Tajikistan-Führer geschenkt. Franz hatte den gleichen Schinken die ganze Zeit im Rucksack dabei, es ist nicht so sehr ein Reiseführer als vielmehr ein Kultur und Geschichtsführer. Danach wird noch schnell für den nächsten Tag eingekauft, es soll ja in die Fanskys gehen. Dafür müssen wir auch noch packen, insbesondere lassen wir einen Grossteil der Ausrüstung in der Herberge. Es ist dort zum Glück nicht so viel los, wie in Bishkek, aber schräge Typen schauen auch vorbei, etwas ein Iraker, der unbedingt nach Afghanistan will. Er hat dann doch festgestellt, dass die Verbindung Überland nach Kabul zu unsicher ist und einen Hin-und Rückflug nach Kabul gebucht. Da der nur einmal die Woche geht, bleibt er eine Woche in Kabul.



Da wir noch am Morgen einiges erledigen wollen geht es nicht allzu früh los. Nur das zum Wandern nötige haben wir in unsere Rucksäcke gepackt. Touristen mit Rucksack scheinen in dieser Gegend der Stadt vor allem ein Ziel zu kennen die Fanmountains und dies ist auch unseres. Denn kaum sind wir bei den Taxis beim Bazar Varsob werden wir schon mit Fahrerangeboten bestürmt auch an der unweiten Bushaltestelle für den dreier Bus, der zum Zementwerk führt, von wo die Sammeltaxi in die Richtung fahren, werden wir bestürmt. Auch dass wir in den Buss einsteigen scheint die Fahrer noch nicht zu überzeugen, dass wir nicht doch bereit sind einen eigenen Wagen zu mieten, denn einer kommt sogar zum verhandeln mit rein.
Beim Zementwerk haben Glück und Christian findet ohne lange Diskussionen ein Auto zu einem ansprechenden Preis, dass uns bis zum Abzweig nach Iskanderkul mitnimmt. Es ist ein Chinesenjeep mit Sitzbank anstelle von Kofferraum, aber praktischem Dachgepäckträger. Die hintere Sitzbank ist fast eine Liege da sehr tief, und wir haben sie ganz für uns alleine, was für ein Luxus nach den einengenden Verhältnissen von Khorog hierhin.
Die ersten paar Kilometer geht es nur langsam voran, mehrere Male muss unser Fahrer anhalten an Polizeikontrollen, die Polizisten scheinen sich hier mit den kleinen Beträgen mit denen ihr Wohlwollen gestärkt wird einen guten Bazen zu verdienen. Dina ist leicht nervös, durch den Anzob solls einen Horrortunnel mit stehendem Wasser und hervorschauenden Armierungseisen geben. Die Galerien zum aufwärmen sind noch ganz in Ordnung, der Tunnel zuerst auch. Doch der Zustand wird schlimmer, immer wieder muss unser Fahrer kurz warten, damit entgegenkommende Fahrzeuge um tiefe Pfützen fahren können, auch die besagten Eisen sind zu sehen und ab und an muss auch riesigen Lüfter ausgewichen werden, die aber nicht mehr funktionieren. Froh sind wir als hell das Tunnelende sich ankündigt. Da scheint wohl den Iranern, sie haben den Tunnel erstellt, vor der Fertigstellung das Geld ausgegangen zu sein. Da der Tunnel schon fast auf Passhöhe ist, geht es ihn mehreren Kehren steil hinunter, bis das Enge Haupttal erreicht ist. Glück haben wir dann am Abzweig, wo wir aussteigen und uns einen weiteren Transport suchen müssen. Kommt doch genau in dem Moment als unser Fahrer Rechts ranfährt ein Lada Niva aus dem Tal gefahren. Zur Freude beider Fahrer und auch uns können gleich die Passagiere getauscht werden. Da staunt Dina nur noch, hatte sie doch mit längeren Wartezeiten gerechnet und darum fast zum eigenen Fahrzeug tendiert. Die Strasse zum Iskanderkul See ist in besserem Zustand als erwartet und ausser paar wenigen Ausnahmen geteert. Praktisch finden sie auch die Bauern, die diese als Trocknungsplatz und wahrscheinlich auch zum Dreschen verwenden. Das Tal ist angenehm weit, der Bach in seinem natürlichen Lauf blau sprudelnd und nicht nur die bewässerten Felder sind fruchtbar sondern es gibt auch grüne Wiesen. Früher als gedacht erreichen wir so den See. Schön unter Bäumen stehen dort die Holzhäuschen einer Tourbasa. In der Hoffnung vielleicht eine Karte zu finden geht Christian rein. Nicht nur eine akzeptable Karte des Gebietes lässt sich kaufen, sondern auch noch ein gutes günstiges und grosszügiges Mittagessen, der gebratene Pouletschenkel ist so gross, dass es sogar Christian zu viel ist. Eine bunt gemischte Ausländerschar ist im schön hellen mit Holzausgekleideten Esssaal anwesend. Amerikaner, Osteuropäer und auch Tajiken. Doch da noch einiges an Zeit bleibt am Nachmittag wollen wir weiter. Zuerst führt unser Weg auf einer schmalen Fahrstrasse ans andere Seeende. Extrem wenig los ist, nur eine kleine Kuherde mit Hirten kommt uns entgegen, als wir schon fast Hinten sind noch ein Uazik wohl mit Touristen. Gespannt sind wir auf das Haus des Präsidenten, dass hier am See noch stehen soll. Gegen ein kleines Entgelt darf man auch am Privatstrand baden. Der Präsident ist wohl eher selten dort, da er ja noch unzählig andere Häuser hat und dies nicht eines seiner luxuriösesten ist, wäre da nicht der Helilandeplatz, könnte es auch als Landhaus bei uns durchgehen. Sehr schön sind die grossen alten Bäume, mit ihren knorrigen dicken Stämmen, die auf der anderen Strassenseite stehen, auch ein Picknick Platz und Wasser gib es. Der Präsident ist natürlich nicht da, dafür einige Aufpasser, eine allzu grosse Touristenüberdosis scheinen sie die Saison noch nicht abbekommen zu haben, denn freudig wird mit uns geplaudert und uns einer Plastiktüte reichlich gefüllt mit Trauben, Birnen und einem Brot gefüllt mit gebratenem Fleisch als Wegzerrung in die Hand gedrückt. Vorerst noch auf Fahrstrasse geht es ins Haupttal hinein. Wir entscheiden uns für die linke Seite, bald wird Höhe gewonnen, wir steigen auf sehr steiler Abkürzung den Hang hoch. Wieder auf der Strasse wird es auch schon bald Flach, schönes Weideland, doch Tiere sind keine zu sehen, dafür das Dorf Sarymag und dahinter eine riesige schlossartige Villa. Ein weiteres Präsidentenhaus? Richtig schön grün ist es hier, und weiter so geht es links in das Tal hinein. Meist führt der Weg alten Bewässerungskanälen entlang, in der nähe des Baches Arg, mal durch schönen Wald, dann wieder auf Wiesen, von Steinen gesäubert, mit Bewässerung, aber wohl nicht mehr wie früher genutzt. Auch wenn auf unserer Karte der Weg so gezeichnet ist, dass keine Querung des Arg notwendig ist, geht es doch plötzlich nicht mehr weiter auf unserer Seite, und da die ehemalig aus Zweigen und kleinen Stämmen gefertigte Brücke durch Hochwasser komplett weggerissen ist, müssen wir doch noch furten. Die Steine sind rutschig und das Wasser so tief, dass trotz Hochkrempeln Dinas Hosen wieder mal komplett nass werden. Doch in der Abendwärme trocken sie schnell am Körper. Auch die Brücke zurück ist aus leichten Stämmen und Ästen gefertigt und zudem noch mit Steinen belegt, einfaches aber gutes Handwerk und sie steht zu unserer Freude noch.
Nachtlager machen wir ungefähr an der vorgesehenen Lagerstelle. Ein traumhafter Platz unter Parkartigen grossen knorrigen Bäumen auf leichter Wiese. Sogar eine ruhige Badestelle geschützt durch einen grossen Felsbrocken gibt es im Bach. Das Bad ist erfrischend kühl. Um Gewicht zu sparen ist für ein mal nur das Aussenzelt dabei.















Nicht weit von unserem Schlafplatz sehen wir den ersten Hirten im Tal mit seiner Schafherde, wohl auf dem Weg hinaus, später kommt uns noch eine zweite laut blökend entgegen. Für kurze Zeit führt der Weg durch für die Gegend feuchten Wald, einer kleinen Pferdeherde scheint das saftige Gras besonders gut zu schmecken.
Vor der Einmündung des zweiten Baches auf unserer Seite wird das Tal enger und der Weg führt zum Seitenbach hoch und über einen kleinen Rücken. Einsam bewacht ein einzelner Esel den ebenen Lagerplatz auf dem Rücken. Die Bäume werden kleiner, reichen aber über 3000 m ü. M hoch. Schnell wird noch etwas Holzvorrat für unseren Holzkocher an den Rucksack gepackt. Ein wenig später steht ein riesen Stein auf der Wiese und siehe da er ist sogar bewohnt, gegen unten verjüngt er sich, und der so entstehende Vorsprung wird als Dach genutzt, zum zusätzlichen Schutze sind noch einfache Seitenwände gemauert. Zu hause ist gerade niemand, aber die schön aufgehängten Kübel lassen vermuten, dass zur Zeit noch ein Hirte hier ist.
Das Mittagessen ist verspiesen und Christian gerade auf der Toilette, als sich von oben aus dem Tal eine Wandergruppe nähert, es gibt also doch noch andere Wanderer, und es werden immer mehr, auf beiden Seiten des Baches kommen immer noch neue daher, insgesamt eine Gruppe von fast 30 Leuten aus der Ukraine.
Unser Weg  auf den Pass Kaznok zweigt nun rechts ab und führt zuerst durch Gelände mit kleinen Blöcken steil gerade den Hang hoch. Oben wird’s noch steiler, und so liegt auf der Erde nur noch leichtes Geröll, gar nicht Dinas Lieblingsgelände, da rutschig und der Fall wohl erst wieder am Bergfuss zu ende wäre, zum Glück gibts bis ziemlich weit hoch, noch das trockene Bachbett, das subjektiv mehr Halt verspricht. Hier hoch hatten wir einen deutlicheren Weg erwartet, wird er doch auch von Ziegen und Schafherden begangen, aber da kein klarer Weg angelegt ist, steigen wohl diese breit verstreut den Hang hoch und runter. Der Abstieg ist erfreulicher weise wesentlich weniger lang steil und rutschig, schon bald ist der mit Schutt bedeckte Gletscher erreicht, ist zwar nicht weniger Mühsam aber nicht schwindelerregend. Der Weg ist nur vereinzelt mit Steinmändlein markiert, mal wieder Wegspuren, dann gehen wir wieder nach Gefühl frei durchs Gelände, erst kurz vor dem ersten See im Tal wird der Weg wieder klarer. Und hier finden wir auch einen Zeltplatz von Vorwanderer kräftig Steine geräumt hatten und grosse Kochstellen eingerichtet hatten. Froh sind wir um das von drüben mitgebrachte Holz, denn der Pass hatte viel Zeit in Anspruch genommen, so dass wir froh sind, heute nicht mehr weiter hinunter zu müssen.
























Noch kühl ist es beim Losgehen, da die Sonne noch nicht über die imposanten, vergletscherten, spitzigen Gipfel aufgestiegen ist. Schon bald glitzern in der Ferne unten die tiefblauen Alaudinskieseen. Doch der Abstieg zieht sich, schön sind die kleinen, glasklaren Seen ohne Ausfluss, dass Wasser versickert um später wieder aufzutauen um in einen anderen kleinen Gumpen zu fliessen. Die Alaudinskieseen haben aus der Ferne nicht zu viel versprochen, wunderschön klar und blau grün schimmernd ist ihr Wasser, eine kleine Wiese lässt zum verweilen ein, am liebsten würde Dina gleich wieder Zelten. Christian versucht es mit Baden, die Steine sind aber glitschig und das Ufer lange flach. Am Ende des Sees geht unserer Weg wieder den Hang hoch, der Abzweig ist uns zuerst unklar, es führen viele Wege hinauf, erst weiter oben vereinen sie sich zu einem klaren, guten Weg, schön sind die Blicke zurück auf die Seen. Ein interessanten Schattenplatz zum Mittagessen bietet uns ein vorstehender grosser Gesteinsblock mit Gebüsch. Der Weg bleibt gut über den Pass Alaudinskji nur kurz, im grasigen ist man sich nicht ganz einig. Wunderschön sind die knorrigen Tujas. Viele kleine Holzsplitter liegen rum, da die Bäume über die Jahre zersplittern, man möchte am liebsten einen Grossvorrat für den Hobokocher mitnehmen. Bei einem Hirtenplatz verpassen wir wahrscheinlich den Weg der zum eigentlich vorgesehenen Biwakplatz führ, denn nur von der anderen Seite oben sehen wir an etwa dem vermuteten Ort ein Touristenzelt stehen. Mit unserem Weg landen wir direkt am Kulikalon See. Gerade als wir den von Christian schon von weitem erspähte Zeltplatz erreichen kommt uns eine grosse Herde entgegen, sie ziehen weiter auf die andere Seite des Sees. Die Einladung zum Essen bei ihnen schlagen wir aus, zu müde sind nach dem langen Tag die Glieder. Im Dunkeln sehen wir noch ihr grosses Feuer im Dunkeln fackeln.






















Für noch gross eine Runde zu gehen reicht, die Zeit nicht mehr, denn wir wollen rechtzeitig fürs Abholen unseres Turkmenistantransitvisas zurück sein. Da wir nicht genau wissen ob und wann Transportmöglichkeiten im nächsten Dorf bestehen brechen wir früh auf. Nach dem See verengt sich das Tal und es geht zuerst im Zickzack steil runter. Dann wird schon bald das Artusch Alplager erreicht mit seinen Touristenunterkünften. Interessant ist eine grosse Hangarartige Halle, den Zweck erraten wir nicht von Landwirtschaftlicherlager- bis zu Kletterhalle gehen die Ideen. Ab hier ist die Strasse mit Jeeps befahrbar, ein solcher Transport wird uns auch gleich angeboten, doch wir ziehen es vor in der schönen Landschaft noch weiter Richtung des ersten richtigen Dorfes zu gehen. Kurz vor dem Dorf stoppt Christian ein Auto, da er das Gefühl hat, dass dieser wohl bis ins Tal fährt. Sie sind sich auch bald über einen Preis einig, doch zuerst müssen wir noch zu dem Fahrer nach Hause zum Tee. Er hat ein stattliches Haus im ersten Dorf mit grossem Gemüsegarten. Aus dem Pamir kommend sehen die Häuser des ganzen Dorfes stattlich und reich aus. Ob der Mann wirklich eh ins Tal wollte, oder nun nur runter fährt um mit uns etwas Geld zu verdienen ist uns unklar. Was sich allerdings klärt, ist warum der Preis im Verhältnis zur anderen Seite wo wir hochfuhren eher hoch ist. Aus der zuerst noch guten Strasse wird bald eine löchrige, grobkiesige Piste auf welcher man nur noch langsam voran kommt. Mehrere Wasserkraftwerke kombiniert mit Bewässerungssystemen lassen sich bestaunen. Einen weiteren Transport auf der Hauptstrasse Richtung Dushanbe zu finden gestaltet sich schwieriger als gedacht, doch wir sind nicht die einzigen, und nach etwas warten finden wir einen Privaten der uns und einen Einheimischen gegen Entgelt bis vor den Abzweiger beim Ikanderkul mit nimmt. Auch die Hauptstrasse nach Aini ist schlecht und oft nicht mehr geteert, doch Besserung wird bald kommen Chinesen sei dank. Schön und kunstvoll sind die Mauern und Häuser aus grossen Flusskieselsteinen, die hier oft zu sehen sind. Auch das Weiterkommen nach Duschanbe ist schwieriger als auf dem Hinweg, Fahrer wären zwar vorhanden, wollen aber einen sehr hohen Preis. Es ist heiss und das Warten ohne Schatten anstrengend, als uns wieder zusammen mit dem Einheimischen ein Durchfahrender für einen kleinen Preis mitnimmt. Das Auto ein Kombi wurde soeben als Occasion importiert. Und ein zweites Mal erwartet uns der Anzob-Tunnel. Dieses Mal quellt schon Abgasdunst aus dem Tunnel hinaus, zu allem übel entschliesst sich unser Fahrer erst im Gestank vor dem Tunnel zu warten um sein Auto zu checken. Obwohl der Tunnel keine Lüftung hat, lassen die Einheimischen die Fenster offen. Schlecht ist die Sicht durch den Qualm. Unser Fahrer eines der ersten Male im Tunnel, vorsichtig Tastet er sich voran. Die Fahrt scheint Ewigkeiten zu dauern, wieder und wieder muss angehalten werden, damit Lastwagen von der Gegenrichtung dröhnend passieren können. Ist gerade kein anderes Fahrzeug in der unmittelbaren Nähe ist es stock dunkel, bis wieder Scheinwerfer durch den Abgasnebel dringen ... einfach keine Panne haben, nur schnell raus hier. – Autotransport kann noch anstrengender als Radfahren sein.
Dies mal ist mehr los, in unserer Unterkunft in Dushanbe, alle Zimmer ausgebucht und auch schon Zelte stehen, doch gerade unser gewünschter Schattenplatz ist noch frei.





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