Sonntag, 30. Juni 2013

Wieder auf Strassen - Von Kosh Döbö nach At Baschy

Gut ausgeschlafen aber nicht wirklich erholt fahren wir los Richtung des Passes Tschagynby der uns nach Kosh Döbö und somit wieder zu Ortschaften führen soll. Uns wurde er gestern als sehr gute Strasse beschrieben, und tatsächlich ist der Weg, der durch saftige Blumenwiesen führt, an und für sich ziemlich gut, würde er nicht über weite Strecken wieder einmal allzusteil ansteigen. Und somit ist zumindest für Dina schon wieder oft Schieben angesagt. Auf etwa halbem Weg hoch kommt uns eine Reitergruppe entgegen, von weitem sehen sie fast aus wie Touristen, in gewissem Masse sind sie es auch. Es sind Männer aus Kosh Döbö die zu unserem Übernachtungsort zum Fischen reiten. Nicht fehlen darf als Reiseproviant der Kumys. Und so wird er gleich in einem grossen Kanister mitgeführt und grosszügig an uns ausgeschenkt und damit wir auch Proviant haben auch noch eine Petflasch damit gefüllt. Wohl der Beste Kumys, den wir bis anhin tranken, nicht allzustark im Geschmack dafür schaumig, rahmig. Viel Verkehr ist nicht, der nächste eine Pferde/Kuhherde auf der anderen Seite des Passes die darüber getrieben wird. Auch zwei Schafe sind dabei, eines darf Reiten, da am Bein verletzt, das andere fühlt sich wohl einsam und muss vom jüngeren der beiden Buben, die die Herde begleiten, mit wildem Ritt und Nachklettern in die richtige Richtung getrieben werden. 
Als wir an einem kleinen Bach einen Haarewasch- und Essenshalt einlegen gesellt sich eine kleine schwarze Geiss zu uns. Unsere Räder scheinen ihr zu gefallen, fleissig wird beschnuppert und abgeschleckt, besonders Christians Scheibenbremse scheint zu schmecken. Sie scheint sich einsam zu fühlen (keine Herde oder Zelt ist in Sicht) und macht es sich im Schatten von Dinas Fahrrad gemütlich und lässt sich von dieser gerne ausgiebig streicheln.
Als wir wieder aufbrechen folgt das Geisslein uns hartnäckig und auch bei schnellerer Abfahrt hält es tapfer mit. Dina ist extrem erleichtert, als endlich nach längerer Abfahrt doch Zelte auftauchen. Wir bringen es beim nächsten an der Strasse vorbei. Es ist nur der Nachwuchs aus Bishkek da, aber das Geisslein scheint dort hin zu gehören und ist wohl aus Neugier der anderen Herde weit gefolgt. Schon wieder werden wir mit Kumys versorgt, gleicher Geschmack, der andere mag wohl seinen Ursprung auch hier zu haben.
Die Landschaft um Kosch Döbö ist trocken, nur die Dörfer stechen dank Bewässerung grün aus dem Braun hervor. Einkauftechnisch ist Kosh Döbö für uns eher eine Enttäuschung. Zwar steigt das Angebot von Laden zu Laden, die ersten Läden sehen eher nach sozialistischer Vergangenheit aus, aber die geliebten Haferflocken und Kakao gibt es dennoch nicht  und Schockolade ist gerade im ganzen Ort ausverkauft ebenso das Brot. Dafür findet Christian eine Ersatzhose, aber Auswahl gibt es auch dabei nicht, und so wirds eine Trainerhose im Militarylook. Schwer beladen geht es aus dem Ort hinaus, wir haben Essen für über eine Woche dabei, da wir die nächsten zwei grossen Orte umfahren wollen.
Zum Übernachten finden wir einen Platz beim Fluss Alabuga mit schöner Sicht auf diesen und die umliegenden Berge. Der Fluss bildet ein eindrucksvolles Tal, mit kantigen Terrassen und senkrechten Kieswänden. Direkt über einer solchen Wand zelten wir, ab und an hört man kleine Steinlawinen in den Fluss gehen. 
Die Strasse ist meist gut
Ausflugsgesellschaft zum Fischen
Die Sonne scheint schon wieder kräftig
Ruhepause auf dem Pass I
Ruhepause auf dem Pass II
Nun geht es runter Richtung Kosh Döbö
Das Schaf vorne auf dem Pferd hat eine Fussverletzung und darf darum Reiten
Das Geislein interessiert sich für unsere Räder
Dinas neue Begleitung lässt sich nicht abhängen
Endlich ist doch noch ein Zelt zu sehen
Das Geislein kommt immer noch
Sind für die Ferien hier und haben uns mit super Kumys eingedeckt, und das Geislein gehört zum Glück hier hin
Personentransport
Der Fluss hat nur wenig Wasser
Tankstelle bei Kosh Döbö
Hinter Kosh Döbö
Das Flusstal des Alabuga
Unser Zeltplatz mit Flusssicht
Weiter geht es zuerst das Flusstal des Alabuga entlang, dank Rückenwind und leichtem Gefälle ist die nicht sonderlich gut rollende Kiesstrasse angenehm zu fahren. Abwechslung zu den braunen, kahlen Bergen bieten die herrlich rosa blühenden Kleefelder, die vom Bewässerungssystem, wohl noch aus Sowjetzeiten profitieren. Und in einem erstaunlich gut sortierten Dorfladen mit mitdenkender Verkäuferin finden wir sogar Schokolade und mit Gries einen Ersatz für die fehlenden Haferflocken zum Frühstück, nur Brot meint sie werde in den umliegenden Dörfern nicht hergestellt.
Als die Strasse aus dem Tal geht wirds leider mühsamer, da der Wind nicht mehr von hinten vorwärts schiebt sondern einem von der Seite oder von Vorne bedrängt. Vor allem Dina wird dabei immer müder, und als auch noch das Kies auf der Strasse immer tiefer wird scheint ihr die Fahrt zur nächsten Ortschaft nicht enden zu wollen, das Mühsal scheint man ihr anzusehen, denn kurz vor dem Ort bietet ihr sogar ein älterer Herr auf Esel an sie abzuschleppen. Die Ortschaft erreichen wird dann doch noch ohne Eselshilfe. Nur die Schlafplatzsuche ist für einmal mühsam. Christian wurde von einer Verkäuferin eine Dame empfohlen, bei welcher man womöglich übernachten könnte. Die Wegbeschreibung oder unsere Umsetzung führt uns aber nicht dort hin, und blöder Weise haben wir uns den Namen nicht gemerkt. Wir beschliessen aus dem Dorf zu fahren und es in Bachnähe zu versuchen. Dort scheint aber mückenreich zu sein, dann folgen Kleefelder, glücklicherweise finden wir dann doch noch hinter einem solchen einen schönen, windgeschützten Platz in den Restmauern eines schon längst zerfallenen Hauses, dessen Lehmmauern neben uns noch viele Hummeln beherbergen. Eigentlich wäre der weitere Weg über eine wenig befahrene Piste geplant. Beim Nachfragen stellt sich aber heraus, dass die nötigen zwei Bachquerungen schwierig bis unmöglich werden könnten, da das Wasser zur Zeit sehr hoch sei. Die Kohlemine dort hinten hat wohl erst im Herbst Saison um die Gegend fit für den Winter zu machen. Da Dina eher Erholung als Furtstress braucht fahren wir die Hauptstrasse weiter nach Baetovo. Baetovo ist eine erstaunlich belebte Kleinstadt welche neben Auswahl an Restaurants und funktionierenden Bankautomat sogar ein Hotel bietet in welchem wir uns einquartieren. Siebzigerjahre Architektur, Sowjetstil dafür aber erstaunlich stabil gebaut und Chrisian sichert uns sogar ein Zimmer mit Strom (hatten nicht alle). Mit sauberem Plumsklo und Duschen und Kleider waschen in Zübern sind sogar unsere sanitären Bedürfnisse befriedigt, fliessend Wasser hat es allerdings nicht. Wir nutzen auch voll die kullinarischen Möglichkeiten, Russische Küche.

Wasserfassen unweit unseres Zeltplatzes
Die Gegend, wo nicht bewässert, ist trocken
Reiter auf bewässerter Wiese
Schönes altes Auto
Christian am Wegesrand
Bedrohliche Wolken
Der Mann auf dem Esel hat Dina gefragt, ob er sie nicht abschleppen soll
Einkaufszentrum in Ak Su
Unser Zeltplatz hinter Ak Su
Strasse Richtung Baetovo
Unser Hotel in Baetovo
Kindergarten von Baetovo
Leider ist Christian wohl irgend etwas vom Essen nicht bekommen und sein Bauch plagt ihn am nächsten Tag ziemlich und auch Dina ist noch immer müde weshalb der Tag ruhig angegangen wird. Ruhig ist auch die Strasse über die Berge Richtung At Bashy. Vorerst steigt sie nur gemächlich gegen die Berge an. Nicht ganz so ruhig ist das Wetter, immer wieder drohen uns schwarze Wolken mit Regen, doch wir haben Glück bis wir kurz vordem Hauptanstieg zum ersten Pass sind. Nicht allzu weit hinter den letzten Häusern zum unterstehen erwischt uns der Regen dann doch noch, wir beschliessen schnell bevor es richtig losprasselt das Zelt aufzustellen und tatsächlich kommt ein kräftiger Wolkenbruch und es ziehen weitere Regenwolken nach. Doch das dadurch mögliche Mittagsschläfchen tut uns ganz gut, und so erwachen wir erst wieder als ein paar junge Männer mit Schaufeln am Zelt vorbei gehen (Dina meinte zuerst im Halbschlaf sie wollen sicher genau an der Stelle wo das Zelt steht ein Plumsklo graben) und die Sonne schon wieder hervorschaut. Schwierig ist die Entscheidung ob Zelt abbauen und weiter oder trotz nicht mehr so bedrohlichem Wetter bleiben. Wir ringen uns dann doch zur Weiterfahrt durch. Steil steigt die Strasse nun in Kehren den Hang hoch, immer imposanter wird die Aussicht zum einen auf die weissen Berge im Hintergrund und zum anderen die weite Ebene nach Baetovo und die Berge dahinter, welche schon vom Song Kul künden. Von trockener Landschaft wechselt es mit jedem Höhenmeter mehr ins saftige Grün mit Tausenden von Blumen. So finden wir nach dem Hauptanstieg einen wunderschönen Zeltplatz unweit der Strasse, nur fliessend Wasser fehlt hier oben.

Funktioniert noch, Mähdrescher oder so
Die Strasse ist gut
Geschichtet
Woken stauen sich vor uns auf
Vermutlich Gräber
Vor uns wird es immer grauer
Blick zurück Richtung Baetovo
Die Steigung ist meist human
Blick vom ersten richtigen Anstieg
Wir haben schon kräftig Höhe gewonnen
Unser Zeltplatz auf Blumenwiese
Zelten ist einfach schön
Am Vortag wunderten wir uns noch, trotz saftigem Gras keine Tiere zu sehen, doch schon bald tauchen als wir losfahren die ersten Herden und dann auch Jurten auf, vorbei ist nun die Blütenpracht. Auch auf der anderen Seite runter wird das Grün gut genutzt. Eine Abwechslung bietet die grosse Yakherde unten im Tal, die erste hier in Kirgistan die wir sehen. Die Häuseransammlung bei der Furt über den Kalkagar hat wohl in der Sowjetära bessere Zeiten gesehen, nur noch ganz wenige sind bewohnbar. Umsomehr erstaunt die grosse Kinderschar die uns begrüsst. Der Fluss Kalkagar nimmt mit seinem Kiesbeet fast den ganzen Talgrund ein, in vielen kleinen Armen schlängelt er sich gemütlich hindurch. Leicht fällt uns somit seine Queerung, denn die Arme lassen sich gut durchfahren. Ihm folgend steigen wir zuerst flach und dann steiler das Tal zum Kulakaschu Pass hoch. Kurz vor dem Pass steht nochmals ein gepflegtes Haus, die Einladung zum Tee schlagen wir aber dankend ab, denn wir möchten heute sicherlich erst hinter dem Pass übernachten. Sehr schön sind die braunen Felsen welche über dem Grün des Passes thronen. Schnurgerade und regelmässig fallend führt dann die Strasse zu Teerstrasse welche zur Torugart-Grenze mit China führt hinunter. Weiter geht es nun auf Teer Richtung At Baschy (heisst Pferdekopf). Übernachtet wird unweit der Strasseneinmündung, dank Wochenende wo der Grenzübergang geschlossen ist, hält sich der Verkehr in Grenzen. Wir entscheiden uns gegen die Torugartschleife, die Christian schon vor 4 Jahren machte und fahren lieber nach Westen um noch einmal volle Versorgung zu haben.
Schön mal wieder auf Teer zu fahren, schon bald tauchen in der Ferne die ersten Dörfer auf. Mit ihnen wird auch dank Bewässerung die Landschaft im Tal grüner. Dorf folgt an Dorf, in den kleinen Läden lässt sich vieles finden nur leider gerade kein Brot. Schade so gibt es nur ein kleines Vorzmittag und es geht weiter nach At Baschy in der Hoffnung auf ein gutes Essen im Restaurant. Doch Sonntag scheint dort nicht der Richtige Zeitpunkt dafür zu sein, die meisten Restaurants haben geschlossen, das einzig offene serviert nur Manties (mit Hackfleischgefüllte Riesenraviolis), wir stillen unseren Hunger mit diesen. Im Nachhinein ein Fehler, denn das Bauchweh davon plagt und bis in die Nacht hinein. Auch sind nicht alle Läden geöffnet, doch Kakao lässt sich auch am Montag nicht finden, diesen gibt es normalerweise im einten oder andren der Läden, aber ist zur Zeit gerade ausverkauft.
Wir bleiben in der Stadt, übernachtet wird im schon länger bestehenden Homestay der Stadt (unterdessen gäbe es sogar ein Hotel). Seien es die Homestayeinnahmen oder ein sonstiges Geschäft, der Familie scheint es ganz gut zu gehen, das Haus ist stattlich mit seinen drei Stockwerken und die Ausstattung des Wohn- und Esszimmers mutet europäisch an im edlen dunklen Holz. Riesig ist der Esstisch an welchem wir zu zweit unser Abendessen einnehmen.

Kleine Pferdeherde zeigt, dass sie schneller als wir sind
Kurzfristig schlammig
Einige Jurten sind zu sehen
Bei der Furt über den Kalkagar - es gab schon bessere Zeiten für diesen Fleck
Kinder bei der Furt über den Kalkagar
Letztes Haus vor dem Pass Kulakaschu
Interessante Steingebilde am Pass Kulakaschu
Der Pass Kulakaschu
Es geht runter zur Hauptstrasse vom Torugart
Bald ist die Hauptstrasse erreicht, schon länger hatten wir keine solche Teerstrasse mehr
Zeltplatz unweit der Einmündung auf die Hauptstrasse
Beobachter am Zeltplatz
Sie hatten extra um Hallo zu sagen auf uns gewartet
Spezielle Architektur des Guesthouses in At Baschy