Mittwoch, 25. September 2013

Durch das georgische Hinterland nach Armenien


Auch die georgischen Grenzbeamten sind freundlich und sprechen sogar Englisch. Vielleicht haben die Amis ja ein bisschen Unterricht gegeben. Wie wir in der Folge sehen und auch aus den Ereignissen der letzten Jahre folgern können, ist Georgien sehr westlich orientiert. Wo sonst ist es möglich, dass der Hauptstadtflughafen nach George Bush benannnt ist. Im ersten Ort (Lagodekhi) nach der Grenze kaufen wir gleich noch ein, nach Lebensmitteln gibt es noch eine Sim-Karte und ein neues T-Shirt. Wieder einmal ist es die Landeskürzel-cell-Gesellschaft, welche wir wählen, hier also Geocell. An den ersten Strassenständen im Ort bleiben wir stehen, die Frauen bieten uns Wein an, doch den wollen wir eher nicht und da daneben noch ein paar unverdächtige Flaschen stehen und Christian vermutet, dass es Traubensaft sein könnte, kaufen wir eine Flasche davon. Es stellt sich heraus, es ist zwar irgendwie Traubensaft, doch bereits fermentiert: Weinessig. Für Georgien haben wir noch keinen klaren Reiseplan, irgendwie wollen wir noch den Kaukasus hier kennenlernen, doch die interessantesten Routen sind wohl zu anspruchsvoll, bzw. anstrengend. Erst einmal fahren wir weiter am Fusse des Kaukasus nach Kvareli. Doch schon vor der nächsten Ortschaft hat es eine Umleitung, die Hauptstrasse ist gesperrt. Wir fahren trotzdem weiter. Es stellt sich heraus, dass eine Brücke fehlt, die gerade im Bau ist. Für Fussgänger gibt es dennoch einen Durchweg, den wir also nehmen. Wieder mal auf einer einsamen Hauptstrasse geht es nun durch wuchrigen Wald über einen kleinen Hügelzug, an dessen Fuss ein langgestrecktes Strassendorf (Kavali) liegt. Wir merken gleich den Kulturwandel, die Dörfer sind anders gebaut, manche Häuser haben einen interessanten alten Baustil, sind aber meist etwas heruntergekommen, auch die neueren Betonbauten haben schon bessere Zeiten gesehen. Georgien scheint hier dichter besiedelt zu sein, als der Teil Aserbaidschans, den wir vorher bereist haben. Insgesamt ist es auch in den Folgetagen immer etwas schwierig einen Schlafplatz zu finden, immer hat es irgendwo noch eine Landwirtschaft. wir sind hier gerade zur Zeit der Weinlese unterwegs, oft steht am Wegrand ein voll beladener Anhänger mit Trauben und an einer Ortschaft hat es wohl die Kelterei, hier fahren wir an einer über einen Kilometer langen Schlange von Traktoren und Lieferwagen entlang, die alle mit Trauben beladen sind, aus den Anhängern rieselt teilweise Traubensaft, manche fangen ihn mit vielen drumherumstehenden Eimern auf. Sie werden wohl noch bis in die Nacht dort warten müssen. Nach einigen weiteren Dörfern wird es wirklich Zeit einen Schlafplatz zu finden, wir biegen bei ein paar Maisfeldern ein und fahren den schlechter werdenden Feldweg, der von Pfützen übersät ist hinein. Nach einem Kilometer gelangen wir endlich an einen Wald, an dessen Rand wir unser Zelt aufschlagen wollen. Ganz ideal ist der Platz nicht, zwar Wiese aber doch nicht ganz eben. Gerade als wir das Zelt aufstellen, kommen noch zwei Jungen mit einem Beil und ein paar Fallen daher. Anscheinend werden diese Fussschnappfallen hinter unserem Schlafplatz im Wald plaziert. Wir hoffen, dass in der Nacht kein Tier dort hineingelangt und wir seine Qual mitbekommen. Als es dämmert wird das Spektakel am Himmel interessanter, die Wolken sahen bereits vorher recht bedrohlich aus und wir fürchteten schon in ein Gewitter zu fahren, dieses tobt nun wenige Kilometer voraus, mit eindrucksvollsten Blitzeffekten. Dennoch regnet es in der Nacht fast nicht.







Eigentlich hoffen wir, dass wir mit dem Nachtgewitter nun schon das vorhergesagte Schlechtwetter hinter uns haben. Doch der Morgen beginnt sehr schwül und die Wolken verheissen nichts Gutes. Wir schwingen uns trotzdem aufs Rad, doch kommen wir nicht einmal einen Kilometer weit und es beginnt schon zu regnen. Zum Glück steht auf weiter Flur ein altes Bushaus, ein ziemlich massiv betoniertes offenes Bauwerk. Nachdem auch der Wind stark ist, sind wir daher nicht ganz sicher, zumal auch ein bisschen Wasser durch das Dach rinnt. Zum Glück haben wir Schutz gesucht, denn der Wegen entwickelt sich zu einem anhaltenden Sturzschauer, der wohl nur von einem Ereignis in Laos getoppt wurde. Anfangs fahren noch Fahrzeuge vorbei, doch irgendwann ist der Regen so stark, dass alles stehen bleibt, sogar ein Pferdefuhrwerk. Letzteres hat mit seinen zwei Insassen leider zu spät die Bushaltestelle aufgesucht, zumindest ist noch Platz für den Wagen, das Pferd steht etwas im Regen. Es ist erstaunlich, wie lange der Regen anhält, wegen der Winde werden wir leider auch etwas durchnässt, die Gischt wird durch das Bushäusschen geblasen, so dass wir in Regensachen dastehen müssen. Als der Regen endlich nachgelassen hat, machen wir uns bei leichtem Niesel weiter auf. Doch schon nach kurzer Zeit intensiviert sich der Regen wieder, nun steht kein Bushaus mehr da, wir suchen Bäume auf, die allerdings keine dauerhafte Lösung sind, so dass wir uns an die Hauswand eines Schuppens pressen, der ein minimales Vordach bietet. Die nächste Regenpause kommt, doch als wir sie ausnutzen schlägt der Regen wieder zu. Als ein hilfsbereiter Fahrer uns in seinem Lieferwagen (hier fahren lauter Ford Transit herum) mitnehmen will, sagen wir gerne zu. Doch eigentlich geht es nur 2 km weiter, dann sind wir schon am Abzweig zur Stadt. Da Christian im GPS eine Abkürzung hat, nehmen wir diese. Sie führt an einer Sehenswürdigkeit vorbei, dem Eingang zu einem grossen Weingut, mit besonders langen unterirdischen Lagerräumen. Doch wir zweigen nach links ab, auf einen unscheinbaren Feldweg, der uns schon Zweifel aufkommen lässt. Zurecht, denn der Weg führt zum Bach, welcher infolge der Regenfälle bedeutend angeschwollen ist und nun ungemütlich zu furten wäre. So kehren wir um und müssen einen anderen Weg in die Stadt fahren. Kvareli ist die erste grössere Stadt in dieser Region und hat einige historische Gebäude, u.a. eine Burg. Wir steuern erst einmal die Tourist-Info an, welche super ausgestattet ist und viele gut gemachte Faltblätter zu den unterschiedlichsten Provinzen Georgiens hat, so gelangen wir auch endlich an eine halbwegs brauchbare Karte. Diese hatten wir gestern vergeblich gesucht. Es scheint viel Förderung in den Tourismus zu fliessen, denn kaum sind wir aus der Tourist Info raus, werden wir angesprochen, ob wir nicht durch das Museum geführt werden wollen (wir sind wohl die einzigen Touristen im Ort). Doch erst einmal wollen wir essen. An einem ansprechenden Hotel halten wir und gönnen uns ein oppulentes Essen mit georgischen Spezialitäten, u.a. einer Art Käseschnitte und georgische Dumplins. Alles recht schmackhaft. Das Wetter hat sich etwas beruhigt, doch immer noch drohen einzelne Schauer. Für die Nacht überlegen wir uns ein Hotel zu nehmen, doch sagt uns nichts in der Stadt zu, so dass wir schlussendlich doch wieder heraus fahren und einen Schlafplatz suchen. Das war heute ein Tag zum Vergessen, die ganze Zeit vor Regen geflüchtet und in der Stadt herumgesessen. Auch die Schlafplatzsuche läuft nicht besser, zunächst kommt ein Dorf und im Anschluss ist noch immer was in den Weinbergen los, es ist ja Weinlese. Als wir einen Feldweg hineinfahren, gelangen wir zu einem schönen Platz unter einem grossen Baum. Nur leider ist der wohl schon belegt, die Brotzeit der Feldarbeiter steht noch rum, doch niemand ist zu sehen, bis der Blick auf einen Hund am Boden fällt, der uns wohl auch zunächst nicht bemerkt hat. Nach einer gewissen Reaktionszeit ist er jedoch wach und wir auf dem geordneten Rückzug. Erst jenseits des grossen Talflusses, welcher ein enormes Hochwasser führt und braun daher kommt, nehmen wir wieder eine Seitenstrasse, welche auch nicht zu ganz idealem Terain führt, doch schliesslich ist noch an einem Feldrain ein Platz zu finden. Heute hat das Zelt endlich mal wieder einen höheren Nutzen und wir freuen uns im triefenden Land noch ein trockens Plätzchen für uns zu haben. Nach dem Abendessen entwickeln wir nun erst langsam die Idee unserer weiteren Reiseroute, es soll doch über Armenien gehen, jetzt bei dem Wetter am Kaukasushauptkamm erscheint uns nicht so sinnvoll, zumal wir schon Schnee auf den höheren Bergen ausmachen konnten. Vor Armenien wollen wir aber einem der nationalen Heiligtümer Georgiens noch näherkommen, das Höhlenkloster Davit Garegji hat wohl eine besondere Bedeutung. Es liegt direkt auf der Aserbaidschanischen Grenze, noch einiges südlich von uns.








Der nächste Morgen bringt endlich wieder ruhiges Wetter und so machen wir uns auf nach Süden, zunächst Richtung Gurjaani. wie wir im Nachhinein erfahren, hätten wir wohl mindestens einen Tag gespart, wenn wir ab der Grenze gleich diese Richtung angepeilt hätten, nur bei uns hatte es so lange und stark geregnet. Der nächste langgestreckte Ort wird mithilfe des GPS auf kleinen Gassen durchfahren. Die baufälligen Häuser haben durchaus ihren Reiz. Wir fahren nun an der anderen Talseite des weiten flachen Flusstales entlang, an dessen Nordabdachung Kvareli liegt. In GPS und Karten haben wir ab Gurjaani eine Abkürzung ausgemacht, welche die Nationalstrasse vermeidet, dafür geht es ordentlich hinauf, wohl auf der alten Verbindungsstrasse. Bereits am Hang oben, stehen die letzten Häuser von Gurjaani, viele Bauruinen, die sehr stattliche Anwesen hätten werden können. Nun führt die völlig einsame Strecke durch dichten Laubwald. Am Kamm hat es noch einmal ein paar verstreute Häuser, einer der Bewohner war uns vorher entgegengekommen und hatte uns verwundert nach dem Wohin gefragt, doch scheint unsere Route kein Problem zu sein. Auf der Abfahrt stellt sich heraus, dass die mittlerweile ungeteerte Verbindung in Bau ist, so dass eine Umleitung über Felder eingerichtet ist. Durch die Regenfälle ist die Oberfläche recht rutschig, was ein entgegenkommender LKW zu spüren bekommt, der den Berg infolge durchdrehender Räder einfach nicht hinaufkommt. Weiter geht es an grösseren Dörfern, deren Lebenspuls durch die Abgeschiedenheit nicht gerade zunimmt. Dafür erinnert die Tierhaltung fast wieder an Laos und Kambodscha, so viel verschiedenes Viehzeugs bevölkert nun wieder den öffentlichen Strassenraum. Bei der Mittagspause, sehen wir wie ein altes Mütterchen vergeblich versucht ihre Gänseherde einzusammeln, diese weis sich gut zu verstecken. Nach einer weiteren längeren Abfahrt sind wir wieder auf der Hauptstrasse, welche an einigen grösseren alten Industriebetrieben vorbeiführt. Leider fängt es nun wieder ab und an zu tröpfeln an. Doch lassen wir uns kaum beeindrucken und peilen weiter Davit Gareji an, wieder über eine Akürzung, deren Existenz uns noch unklar ist. Es hat den Anschein, zwar ohne GPS-Track, dass eine direkte Verbindung möglich ist, zumindest zeigt uns die alte Russentopo einen kleine Weg, der ohne enormen Umweg nach Udabno führt. Wir können also bald von der Hauptstrasse abzweigen. Auf dem Weg zur letzten grösseren Ortschaft vor unserem Abstecher durch die Pampa, kommt uns ein nobler Jeep entgegen und hält bei uns. Er interessiert sich für unsere Route und siehe da, Dina's Spekulation, dass da ein militärisches Sperrgebiet sein könnte, bekommt Nahrung, wenngleich anderer Natur. Der Jeepfahrer meint, dass das Gebiet durch das wir wollen, Privatland sei und einem iranischen Geschäftsmann gehöre. Wir sollten vorher bei der Polizei abklären, ob wir da durch könnten, zudem wäre es leicht möglich sich dort zu verfahren, bzw. bekommt man keine Hilfe weit und breit. Nach seinem Hinweis mit der Polizei, steuern wir gleich die Polizeistation am Ortseingang an. Diese sind in dieser Gegend alle recht neue Gebäude, mit eigenem Design. Wie wir erst später erfahren, hat wohl der Präsident Sakashwili einen besonderen Faible für Architektur, so dass selbst Zweckbauten in Georgien teils sehr ausgefallen aussehen. Das konnten wir schon in Kvareli bestaunen, wo ein einfacher Bürgersaal in extravaganter Architektur gebaut wurde. Bei der Polizei muss man sich jedoch erst einmal sortieren, bis der kompetente Ansprechpartner gefunden ist. Bezüglich einer Sperrung des privaten Gebietes ist man dort zurückhaltender und meint, wir sollten halt vorort fragen, ob es in Ordnung ist, dass wir passieren. Ansonsten bekommen wir noch die Nummer der Polizei. Im Ort wird noch kurz was eingekauft, dann mühen wir uns auf einer Steigung aus dem Ort heraus. Am Hügel oben angekommen, müssen wir realisieren, dass es mit dem Privatland doch eine besondere Bewandtnis hat, es ist komplett eingezäunt mit grossen Toren und Wachtpersonal. Am Eingang stehen gleich mehrere Fahrzeuge und Wachmänner. Als wir jedoch unser Anliegen schildern und erläutern, dass wir nach Udabno wollen, scheint das doch kein Problem zu sein. Wir bekommen einen eigenen Lada Niva mit zwei Wachmännern als Begleitung. Der Niva scheint aus alten Flughafenbeständen von Tiblissi zu sein. In der Folge, wohl über eine Stunde, begleitet uns der Niva, mal kriecht er hinter uns her, mal fährt er voraus und wartet. Es ist nicht ganz klar, ob es eine Bewachung ist, oder damit wir den Weg nicht verlieren. Denn die Feldwege sind eher undeutlich und verzweigen sich öfter mal. Das Gelände wird agroindustriell genutzt, man kommt sich vor, wie in Amerika im Mittleren Westen, wo ebenfalls riesige Feldanlagen mit überdimensionalen Bewässerungseinrichtungen vorkommen. Eigentlich erwartet man hier keine so intensive Landwirtschaft, die Vegetation geht fast schon ich Richtung Halbwüste, lassen wir es noch Steppe sein. Die wenigen Büsche, welche hier zu überleben suchen, beeinträchtigten wohl das optische Empfinden der Agroindustriellen und werden beseitigt. Da die Erde noch feucht ist, muss an einigen Stellen sehr vorsichtig gefahren werden, der Untergrund ist dort glitschig, wie Schmierseife. Uns tut das Wachpersonal etwas leid, da sie permanent auf uns warten müssen, so reiht sich eine Zigarettenpause an die Nächste. Schliesslich kommt uns noch ein zweiter Lada entgegen, der scheint aber nicht unser neuer Begleiter zu sein, sondern darf zurück zum Eingang, da wir jetzt an die Grenze der Zone stossen und damit wohl Wachablösung verbunden ist. Hier hat es keinen Zaun mehr und man sieht noch eine alte Hofstelle. Unsere Begleiter haben allerdings nicht wirlich eine Ahnung, wie wir weiter nach Udabno kommen, an den Grenzen der Farm hören ihre Kenntnisse auf. Da zufällig noch ein Schäfer in der Gegend ist, wird dieser noch befragt und wir bekommen noch eine detaillierte Schilderung, nach einer Geländeschwelle sollen wir uns wohl zunächst links halten und dann geradeaus nach Udabno weiter. Wir folgen erst einmal den Fahrspuren, die Landschaft ohne den umgepflügten Boden ist hier viel schöner, karge Steppe mit verstrohtem Gras. Der Höhepunkt sind hier übrigens Sonnen-auf und Untergänge, welche eine surreale Stimmung aufkommen und die Gegend unter einen matten orangen Schleier tauchen lassen. Leider ist das Gelände nun nicht mehr so sanft wellig, wie vorher, sondern ein Tal quert unsere Richtung, der Gegenhang sieht reichlich steil aus und da die Feldwege hier nicht befahren sind, ist die Spur nicht mehr verfestigt, so dass unsere Reifen schnell zuzusetzen drohen. Da es eh schon langsam Abend ist, suchen wir uns an einer Verflachung der Hangflanke einen Schlafplatz.




















Der nächste Morgen startet so traumhaft, wie der Abend, doch leider haben wir noch den Hang vor uns, der zwar nicht so übel aussieht, aber doch viel Kraft kostet. Und dann müssen wir noch feststellen, dass es nach geschafften Mühen gleich wieder runter geht, ein weiteres tiefes Tal ist zu queren und wir haben noch keine Ahnung welcher Weg nach Udabno führt. Nachdem auch dieses Hindernis genommen ist, folgen wir einem ehemaligen Bewässerungsgraben, der uns endlich zur Teerstrasse nach Udabno bringt. Der Ort selbst war schon einmal belebter, dennoch hoffen wir darauf, etwas einkaufen zu können. Wir müssen uns jedoch ziemlich durchfragen, der angegebene Laden ist einfach im Kellerzimmer eines Privathauses zu finden, ohne Anschrift, dafür mit kleinem Hund, der sich als Wachhund aufspielt. Im Zimmer gibt es dann nicht wirklich viel zu kaufen, ein paar Kekse und ein Schokki. Dafür werden wir noch auf ein anderes Haus verwiesen, in dem die Auswahl dann grösser ist. Nun können wir uns endlich Richtung Davit Gareji aufmachen, auf der Teerstrasse hat es nun auch ab und an ein Auto, welches wohl dorthin unterwegs ist. David Gareji ist eines der bekanntesten Klöster Georgiens, in welchem wohl früher einmal tausende Mönche lebten. Da das in der Landschaft hier nur bedingt möglich ist, waren die Mönche nicht alle an einem Ort, sondern es hatte verschiedene Felsmassive, in die teils Felshöhlen geschlagen waren. Die Perser waren jedoch einmal über das Kloster hergefallen und haben einen grossteil der Felszeichnungen zerstört und brachten die meisten Mönche um. Wir waren jetzt zum Hauptkloster unterwegs, welches auch noch ein paar Bauwerke neben den Höhlen aufweist. Die Piste, welche nun ungeteert ist, führt ziemlich direkt entlang der aserbaidschanischen Grenze entlang und wird von den Georgiern auch patrouliert. Das musste Christian auch feststellen, als er bei der Rückfahrt noch zu einem besonders exponierten Turm aufsteigen wollte. An einem fest installierten Anhänger wurden einige Hunde darauf aufmerksam und ihr Bellen rief einen Soldaten auf den Plan, der meinte, dass hier kein Durchgang ist. Auch am Kloster treffen wir auf Soldaten, doch hier können die Touristen einen Grossteil des Geländes betreten. Eintritt wird nicht verlangt, obwohl die Anlage das durchaus rechtfertigen würde. Die Mönche, die das Gelände betreuen nehmen aber Spenden entgegen. Der Klosterladen weckt hingegen nicht unser Interesse, vielleicht würde er mehr Umsatz machen, wenn neben sakralen Gegenstände auch Wasser und etwas zu Essen verkauft würde. Zunächst geht es in die überirdischen Klosteranlagen, welche wieder schön herausgeputzt wurden. Der Innenhof ist eine grüne Überraschung hier in der Halbwüste, das Kloster entstand hier wohl aufgrund einer Quelle im Felsen. Für viele hierherkommende Georgier scheint es ein besonderer Ort zu sein. Der weitaus länger dauernde Besichtigungsteil ist die Runde über den Felskamm zu den verschiedenen Klosterhöhlen. Es geht steil nach oben, wo eine geschlossene Kapelle steht. Dafür hat man von hier einen tollen Blick nach Süden, weit nach Aserbaidschan hinein und wohl auch nach Armenien. Unten am Fuss des Grenzkammes fährt wohl gerade ein Militär-LKW der Azeris Patrouille. Der Weg führt nun an der Südseite entlang an vielen Felshöhlen vorbei. In einigen sind noch Fresken zu finden, in den meisten wurden sie leider von den Persern herausgepickelt. Durch die südlage und die Felsen ist es angenehm warm, wohl ein Vorteil für den Winter, den die Mönche wohl relativ schutzlos hier gefristet haben. Während wir die Anlage anschauen sind noch einmal einige Schwünge Touristen gekommen, u.a. ein ganzer Bus italienischer Senioren, so sind wir froh, dass wir den Trubel wieder hinter uns lassen können und fahren zunächst auf dem gleichen Weg zurück, an der grossen Verzweigung halten wir uns jedoch weiter an der Grenze und lassen Udabno rechts liegen. Die Piste ist nun deutlich einsamer und wir sehen noch die Spuren der letzten Tage, u.a. eine sehr tief eingeschnittene Velospur, da ist wohl jemand mit zu schmalen Reifen bei dem Pflotsch unterwegs gewesen. Zum Glück ist der Untergrund jetzt wieder gut fahrbar. Rechts von uns befindet sich noch ein weiteres, kleiners Felsenkloster, wir begnügen uns mit einem Blick durch das Monokular. Auf der linken Seite sind immer mal wieder kleine Stützpunkte der Georgier eingerichtet. Es ist viel Armee im Gelände, am meisten überrascht uns jedoch ein riesiges Militärlager am Ende der Piste, wofür die hier so hochrüsten? Die Russen sind doch auf der anderen Seite. Das Militärlager versuchen wir zu umfahren so gut es geht und befinden uns dann auf einer Asphaltnebenstrasse, welche uns auf die Hauptstrasse nach Rustavi bringt. Da wir in dieser Ebene nicht erwarten können, einen guten Schlafplatz zu finden, ist der Ort auch unser Ziel für den Abend. Schon aus dem Hügelland heraus, haben wir gesehen, was uns erwartet, eine Ebene voller Schlote, Industrieanlagen und unvorstellbar viele Abgase. Zu dem ganzen gesellt sich leider noch ein absolut heftiger Gegenwind, der uns kaum über 10 kmh hinausfahren lässt. Es ist mühsam. So wird es auch fast noch knapp mit der Helligkeit. Die Industrieareale bieten dennoch ein bisschen Abwechslung, viele sind verfallen, bei manchen wundert man sich, dass noch Leute da sind. Aber es hat auch deutsche und andere ausländische Investoren hier. Das grösste Werk ist von Heidelberger Zement. Bevor wir in den ersten Vorort von Rustavi gelangen, passieren wir noch einen über 1 km langen Gefängniskomplex. Im VOrort selbst werden wir bezüglich Hotel leider nicht fündig, dafür fährt uns George mit dem Fahrrad über den Weg. Er arbeitet bei USAid und kommt von hier. Ein Hotel sei kein Problem, wir müssten nur über den Fluss und im Stadtzentrum schauen, er würde uns natürlich begleten. So finden wir doch noch ein gutes Hotel, das nicht mal so teuer ist. George warnt uns noch eindringlich vor unserem nächsten Ziel, Armenien. Dort wäre er schon zwei Mal ausgeraubt worden. Das lässt uns für morgen nicht unbekümmerter sein. Doch erst einmal müssen wir dorthin gelangen.



























Leider ist der Weg zum gewünschten Grenzübergang kein direkter, der kürzeste Weg ist ein Umweg, bei dem wir uns erst einmal Richtung Tiblissi aufmachen müssen, Truppenübungsplatz sei Dank. Der Wind ist leider der Gleiche wie gestern und so brauchen wir für die 7 km wieder eine Stunde. Im GPS hatten wir einen Weg ausgemacht, der nun erst nach West, dann wieder nach Süd führen sollte. Als wir abbiegen sieht es jedoch nicht nach grosser Verbindungsstrasse aus, nach anfänglichem Teer kommt wieder Schotter und die Gegend sieht recht einsam aus, zumindest keine rauchenden Schlote mehr. Schliesslich hört der Verkehr ganz auf und auch die Spuren sind nicht mehr so ausgeprägt. Unser Weg scheint eine nicht fertiggestellte Autostrasse zu sein, doch auf dem Erdboden fährt es sich dank Rückenwind nun sehr gut. So kommen wir der nächsten Ortschaft doch schnell nahe. In dieser hat der Wind leider wieder gedreht, wir hatten fest mit Rückenwind gerechnet, nachdem wir genau in Gegenrichtung fahrend starken Gegenwind hatten. Die Strasse führt nun schnurgerade von Marneuli nach Shulaveri und dann zur Grenze weiter. Es geht durch einige, nicht besonders aufregende Dörfer, so dass wir uns schon auf die Armenischen Berge freuen. Die Georgier machen uns wiederum keine Probleme an der Grenze und auch die Armenier versenken den Stempel schnell im Pass.